Rumänienreise 11/2024 – Tag 3

Bals Tag 3

Was ist schlimmer als die Vorstellung das ein Shelter seine Hunde töten muss? Sicherlich nicht viel.
 
Nach unserem Tierarztbesuch mit der süßen Gipsy, haben wir, wie jedes Jahr, das öffentliche Shelter in Bals angeschaut und der Kloß im Hals wurde größer und größer. Wir waren bereits mehrfach dort und mussten erneut mit unseren Gefühlen kämpfen.
 
Zwei Mütter mit 5 und 6 Welpen, hinter Gittern auf kalten Beton geboren und möglicherweise niemals Gras unter den Pfoten, Wind im Fell oder ein weiches Kissen unter dem Kopf spüren werden.
6 weitere Welpen, aus verschiedenen Würfen, saßen eingepfercht in einem Zwinger und mussten sich ums Futter streiten.
Spätestens jetzt flossen die ersten Tränen ein paar alte und kranke Hunde lagen in den Hütten und haben sich ihrem Schicksal ergeben.
Die Mehrheit dieser Hunde ist im besten Alter, menschenbezogen und sehr freundlich.
Manche mehr aufgeschlossen und richtig verschmust, andere schüchtern und zurückhaltend.
 
Manche wiederum sehr ängstlich und verstanden nicht, warum sie dort waren.
Durch den permanenten Stress entwickelten sich auch Verhaltensstörungen, ein junger Dobermann-Mix drehte an den Gitterstäben rastlos und hysterisch seine Runden und versuche den zusätzlich Gitterdraht herauszureißen, bis er völlig blutig war – dennoch versuchte er seinem Schicksal zu entkommen.
 
Auch aggressive Hunde versuchten jeden zu beißen, der sich ihren Zwingern näherte – das Schicksal dieser Hunde ist vermutlich schon besiegelt.
 
All das ist nur sehr schwer zu ertragen. Kalter Betonboden, eine Holzhütte, eine Palette und fertig…so sieht das Leben dieser Hunde aus, deren einziges Highlight am Tag die Fütterungszeit ist und der Versuch ein paar Streicheleinheiten zu ergattern.
 
Als ob das nicht schon schwer genug war, wurde wir Zeuge wie ein junges Pärchen ihren kleinen Hund in der Tötung abgab…wir waren fassungslos, in Rumänien ist das völlig normal. Das war für uns einfach kaum zu ertragen.
 
Sie brachte den ca. 2 Jährigen kleinen Hund, da sie angeblich kein Platz mehr hatten. Der arme kleine Mann lebte bisher auf dem Grundstück, hatte noch sein Pulli und Halsband an, als er zuschauen musste, wie seine geliebten Menschen ohne ihr wegfuhren. Die Trauer und Fassungslosigkeit in seinen Augen wird uns noch lange verfolgen.
 
Stunden verbrachten wir in dem kleinen Shelter in Bals, versorgten die Hunde, gingen in jeden möglichen Zwinger und versuchten den Hunden für einen kurzen Moment etwas Liebe und Zuneigung zu schenken.
 
Wie gerne hätten wir jedem dieser Hunde geholfen und mitgenommen, aber der kleine Shelter unserer Bea ist schon voll und wir mussten uns entscheiden, welche Hunde wir retten und wen wir zurück lassen.
Diese Entscheidung war wie immer die schwerste, doch in diesem Moment muss man für einen kleinen Moment das Herz ausschalten und die Vernunft sprechen lassen.
 
Das schreckliche Gefühl, das dabei in einem zurückbleibt zerreißt einen innerlich.
Auf der Rückfahrt hing jeder seinen Gedanken nach und es war sehr still im Auto.
 
Leider wartete schon der nächste kleine Notfall auf uns und wir trockneten die Tränen um uns voll unserer nächsten Aufgabe zu widmen.
 
Ein armer kleiner Bub, der mindestens 6 Monate auf der Straße leben musste.
Er war übersät von Narben – und dies nicht nur auf dem Körper sondern auch auf der Seele.
 
Sein Herz gebrochen und das Vertrauen in die Menschen kpl. verloren.
Über ihn haben wir Euch schon berichtet – mittlerweile heißt er Lupin und hat noch einen weiten Weg vor sich. Wir werden Euch weiterhin auf dem auf dem Laufenden halten.
 
Zurück im Hotel brachten wir alle eine Stunde für uns, um den Tag zu verarbeiten, bevor wir für unser leibliches Wohl und wärmen der Seele sorgten.
 
Bei einem netten Essen mit unserer Bea und ihrem Mann fand unser von Leid geprägter Tag noch ein erträgliches Ende bei dem für einen kurzen Moment den erlebten Tag ausblenden konnten.