Rumänienreise 2021

Oktober 2021 / Teil 1

Meine erste Station führte mich auf ein verlassenes Grundstück, direkt am Stadtzentrum an einer vielbefahrenen Hauptstrasse.
Hier stand vor langer Zeit mal ein grosses Restaurant, von dem nicht mehr viel übrig ist. Die Natur und die Ratten erobern das Gelände und die Gebäude zurück.
Ein schauriger „lost place“, von denen es in Rumänien so viele gibt.
Das Gebäude zerfällt langsam und das grosse Grundstück ist das Zuhause von 6 Strassenhunden, die sich heute die Sonne auf den Pelz scheinen lassen. Eigentlich eine friedliche Idylle, würden wir uns nicht in Rumänien befinden.
Das Gelände ist nicht vollständig eingezäunt und immer wieder laufen die Hunde an und auf der Strasse.
Die 6 Strassenhunde wurden bisher gut versorgt von Tierschützern, denn die 5 Rüden und eine Hündin sind alle ab ca 6 Jahre und aufwärts. Selbstverständlich sind alle kastriert.
Eigentlich bestünde kein Grund sie dort weg zu nehmen, aber leider wird in ca 6 Monaten das Gebäude abgerissen und ein Neubau errichtet.

Sollten die Hunde bis dahin nicht umgesiedelt werden können und dann noch dort sein, würden die Hundenfänger ihren Job tun und sie in die Tötung bringen.
Natürlich ist das Ziel sie umzusiedeln, aber wo ist es in Rumänien schon sicher für Strassenhunde?
Gesucht werden dringend Plätze für die Hunde (auch getrennt), gerne auch Tierheim oder Übernahme.
Alle 6 sind sehr zurückhaltend, lassen sich aber nach einiger Zeit anfassen.
Vielleicht hat der ein oder andere noch eine Chance?

Oktober 2021 / Teil 2

Der 2. Teil meiner Rumänienreise führte uns nur ein paar Gehminuten vom ersten Platz entfernt an ein grosses, gesichertes und eingezäuntes Grundstück.
Ein riesiger ungepflegter verwilderter Platz, grosse Gebäude im Hintergrund.
Am Tor erschien ein sehr alter extrem verwilderter Hund, der uns mit sehr heiserer Stimme anbellte.
Die Strassenhunde die dort leben sind sehr scheu, werden aber gefüttert und wenn möglich medizinisch versorgt. Mehr können die Tierschützer für sie nicht tun. Aber sie sind dort sicher, da das riesige Gelände dort komplett eingezäunt ist und bewacht wird.
Als der Pförtner und durch ein schmales rostiges Tor einliess, verschwanden sie sofort.
Beim Anblick des wohl sehr alten Hundes am Tor schnürt es mir die Kehle zu und ich musste die Zähne zusammen beissen um nicht los zu heulen. Mein Frühstück machte sich im Magen bemerkbar und ich mußte tief durchatmen.
Es ist unfassbar wieviel Kraft die Tierschützer vor Ort aufbringen müssen um dieses Elend jeden Tag zu sehen und nicht überall helfen zu können. Der alte Hund blieb bei uns, aber immer auf 1-2 Meter Abstand, anfassen liess er sich aber nicht.
Er war in einem katastrophalen Zustand, verfilztes Fell, dreckig und konnte kaum gehen. Seine Beine waren geschwollen und er brauchte dringend medizinische Hilfe.
Auch seine Hütte war in einem trostlosen Zustand. Hier wird er den Winter sicher nicht überleben. 
Wir wissen nicht, wieviel Zeit ihm tatsächlich noch bleibt, denn dieser Opi wird Rumänien nicht mehr verlassen, aber wir wünschen uns liebe Menschen, die eine Patenschaft für seine medizinische Betreuung, eine warme Hütte und gutes Futter übernehmen.
Es ist schon sehr sehr kalt und wir beten dafür, dass sich liebe Menschen finden, die ihm helfen seine letzte Zeit noch in Würde und versorgt zu leben.

Bitte schaut nicht weg.. Er braucht dringend Paten, gutes Futter und medizinische Versorgung,
Bitte sprecht uns an, wenn ihr eine regelmäßige Patenschaft übernehmen oder einmalig helfen wollt. Jede noch so kleine Hilfe zählt und bedeutet für ihn etwas mehr Lebensqualität.

Frustriert und niedergeschlagen brechen wir auf und machen uns auf den Weg zu einem der furchtbarsten Plätze die ich kenne..
Dem APA Shelter in der Nähe von Bukarest.
Ich weiss was mich dort erwartet und möchte auf der Fahrt dorthin nicht sprechen.. Alle Erinnerungen vom letzten Besuch dort kommen hoch und ich habe einen dicken Kloss im Hals.
Es gibt wahrlich noch wesentlich schlimmere Plätze in Rumänien, die ich nicht besuchen möchte, denn allein die Vorstellung daran lässt mich verzweifeln…

Oktober 2021 / Teil 3

Frustriert und niedergeschlagen vom 2m Teil meiner Reise machen wir uns auf den Weg zu einem der furchtbarsten Plätze die ich kenne..
Dem APA Shelter in der Nähe von Bukarest.
Ich weiss was mich dort erwartet und möchte auf der Fahrt dorthin nicht sprechen.. Alle Erinnerungen vom letzten Besuch dort kommen hoch und ich habe einen dicken Kloss im Hals.
Es gibt wahrlich noch wesentlich schlimmere Plätze in Rumänien, die ich nicht besuchen möchte, denn allein die Vorstellung daran lässt mich verzweifeln…
In Gedanken versunken auf dem Weg zum Shelter sehe ich am Straßenrand kleine weisse Fellbündel tapsen. Die Mitinsassen unseres Fahrzeuges haben es ebenfalls bemerkt und meine Vermutung bestätigt sich traurigerweise.. Es sind sehr junge kleine Welpen die am Straßenrand umher wackeln, denn richtig laufen können sie noch nicht. Natürlich drehen wir schnell um und fahren an die kleine Tankstelle, an der sie sich aufhalten.
Sofort kommt uns eine kleine humpelnde Hündin entgegen und fordert ihre Streicheleinheiten ein. Sie ist sehr zutraulich aber auch sehr ausgemergelt.
Wir sammeln die 5 kleinen Hundekinder ein und bringen sie zu ihr. Sie haben unbändigen Hunger und die kleine Mama lässt es über sich ergehen, dass sie an ihr saugen, während sie von uns gekrault wird.
Die Angestellte der Tankstelle füttert die kleine Mama regelmäßig, aber schnell wird klar, dass die ca 4 Wochen alten Welpen gefährlich nahe der Landstraße sind und wenn sie in 1-2 Wochen richtig laufen ist ihr Todesurteil besiegelt.
Wir tragen alle unter ein verlassenes Auto in der Wiese, weit weg von der Strasse.
Frustriert sitze ich im Auto.. Aber unsere Ana hängt sich sofort ans Telefon und handelt mit unserer Tierärtzin eine Unterbringung in der Klinik aus… Wir fahren weiter zum APA Shelter, aber meine Laune ist leider immer noch auf dem Nullpunkt.. Ich bin müde, frustriert und verzweifelt…

Nachtrag…
Die kleine Familie durfte einige Tage später in die Tierklinik ziehen, wo sie immer noch betreut werden bis nach der 1. Impfung. (Stand 15.11.21)

Oktober 2021 / Teil 4

Vor diesem Teil meiner Reise hat es mich wirklich gegraut und ich habe bis zum Vorabend mit mir gehadert, ob ich wirklich dort hin gehen soll.
Der APA Shelter ist kein Ort an dem man einfach so durchmarschiert .
Ein Besuch dort hinterlässt tiefe Spuren, Verzweiflung und sehr viele schlaflose Nächte.
Ich bewundere die Mitarbeiter und Tierschützer vor Ort, die dort unermüdlich helfen und versuchen den Hunden das Leben erträglich zu machen.
Wobei ich persönlich glaube, das dies an so einem Ort nicht machbar ist.
Für mich persönlich war es ein Ort des Grauens und der unendlichen Verzweiflung, denn die meisten dieser Hunde werden den Shelter nicht mehr verlassen.

Der APA Shelter ist ein privater Shelter und wurde im Sommer 2021 von den rumänischen Behörden geschlossen. Eigentlich hätten bis 30.09.21 alle Hunde den Shelter verlassen müssen, aber die Behörden zeigen sich bis jetzt noch kulant und die Tierschützer versuchen noch zu retten, was zu retten ist.
Die ca 100 Hunde, die noch dort leben sind alt, krank, gross, ängstlich oder alles zusammen.
Nicht gerade optimale Voraussetzungen für eine Vermittlung.
Und dennoch haben wir mit Danutz, Tony und Rango 3 tollen Hunden im Herbst die Chance auf ein tolles Zuhause gegeben und es keine Sekunde bereut.
Ich war 2019 schon in diesem Shelter und da durften 2 tolle Hunde „mit mir“ ausreisen. Ich wusste ja eigentlich was mich jetzt dort erwartet..dachte ich – Weit gefehlt…
Die Gebäude, die Ausläufe, die Zwinger und Hütten sind noch baufälliger, zugewucherter und zerfallener als damals .
Das Dach ist schon lange nicht mehr gedämmt, da die Ratten die Dämmung zerfressen haben. Durch unzählige Löcher kommt ein bisschen Tageslicht in die dunklen Zwinger. Allerdings regnet es auch direkt in die Gebäude und Zwinger.
Ein furchtbar trostloser Ort und ich weiss warum ich bis heute keinen öffentlichen Shelter betreten habe und auch niemals werde. Diese Bilder würden mich nie mehr loslassen

Ich gehe Gang für Gang weiter, der Kloss in meinem Hals wird größer und größer und eigentlich möchte ich nur noch weg hier.

Natürlich fehlt es hier an allem, doch die Tierschützer vor Ort geben ihr Bestes.
Auch wenn sie wissen, daß auf einige Hunde hier nur noch der Tod wartet.. Ohne Liebe und Geborgenheit, einsam in einem Zwinger. Das Leben ist grausam und einfach nicht fair.

Ich betrete ein paar Zwinger, in denen es noch freundliche Hunde gibt und plötzlich geht die Sonne für mich auf.. Am Zwinger hüpft eine alte Schäferhündin auf und ab, mit dem breitesten Lächeln, das ich je gesehen habe.
Es trifft mich mitten ins Herz.. Julieta.
Ich betrete den Zwinger und dieser Hund ist an Fröhlichkeit und Energie kaum zu überbieten. Sie hüpft und springt und schlabbert mir über das Gesicht.
Ich bin verliebt und sie lässt mich nicht mehr los, in meinem Kopf gibt es nur noch Julieta..
Ich gehe weiter und nebenher werden die Formalitäten geklärt, das meine Omi ausreisen darf… Sie lässt mich einfach nicht mehr los..

Ich gehe weiter und weiter und ich glaube die Bilder sprechen für sich selbst.. Es gibt nicht mehr viel zu sagen und ich weiss, daß ich heute Nacht kein Auge zu machen werde.

Die verbleibenden Hunde im Shelter brauchen dringend Pflegestellen, Gnadenplätze und Familien.
Jeder Hund hat es verdient diesen Ort zu verlassen und in Würde zu leben und auch zu sterben.
Bitte schaut nicht weg sondern bietet einen Platz an, teilt die Hunde und helft diese Hunde mit Futter zu versorgen.
Denn noch dringender als einen Platz, brauchen sie momentan gutes Futter.
Jeder kann helfen.. Schaut nicht weg 

Ich verlasse den Shelter und muss das Gesehene erst einmal verdauen und verarbeiten..
Thanks to all rescuers in this shelter
Thanks for doing your best to help these poor souls

Weiter geht es und ich freue mich auf einen Besuch und guten Kaffee bei meiner lieben Anca und ihrem Mann, die ich während meiner Reise 2019 kennen und schätzen gelernt habe.
Thanks Anca for open your house to us and the good coffee…love you and hope to see you soon 

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