Richtige Sicherung eines Tierschutzhundes
Die Sicherung von Tierschutzhunden ist ein vieldiskutiertes Thema. Das ist vor allem deshalb der Fall, weil der Standard bei den Organisationen stark variiert.
Wir von Dog Rescue Stuttgart e.V. klären unsere Adoptanten schon ausführlich vor Ankunft des Hundes auf. Keiner unsere Schützlinge verlässt den Transport ohne Panikgeschirr. Diese haben wir immer vorrätig und können gleich vor Ort, wenn keins mitgebracht wurde, erworben werden.
Es ist sehr wichtig, dass die Sicherung von Tierschutzhunden nicht auf die leichte Schulter genommen wird. Denn leider erlebt man es immer wieder, dass Hunde kurz nach dem Einzug in die neue Familie weggelaufen sind. Meistens schlüpfen sie durch ein Halsband oder einfaches Geschirr oder reißen sich los. Denn Sicherheitsgeschirr ist nicht gleich Sicherheitsgeschirr.
In den meisten Fällen werden die Tiere leider nur noch tot aufgefunden. Adoptiert um hier zu sterben.
Wir fassen hier zusammen, was Du als neuer Besitzer eines Hundes aus dem (Auslands-)Tierschutz bezüglich der Sicherung beachten solltest.
Richtige Sicherung
Grundsätzlich werden Hunde mit einem Halsband und einem Panikgeschirr sowie einer doppelten Leine gesichert. Ein normales Halsband / Geschirr reicht zur Sicherung auf KEINEN FALL aus, da sich die Hunde, sobald sie in Panik geraten innerhalb von Sekunden aus einem Halsband oder Brustgeschirr winden oder dem Halter die Leine aus der Hand reißen können. Bei Hunden aus dem Auslandstierschutz kann man niemals einschätzen wie diese in der neuen Umgebung reagieren, deshalb ist eine besondere Sicherung Pflicht.
Unsere Hunde verlassen den Transporter nur mit einem Panikgeschirr!!! Dieses kannst Du bei uns erwerben oder selbst mitbringen - bitte sprich uns vorher drauf an!
Doppelte Sicherung
Hunde die frisch aus dem Ausland kommen sind besonders gefährdet aus dem normalen Halsband oder Geschirr zu schlüpfen, deswegen ist es extrem wichtig einen Hund den man am Transporter abholt, mit einem Panikgeschirr zu übernehmen. Entweder der Hund hat das Panikgeschirr bereits an, wenn er aus dem Transporter übergeben wird oder der erfahrene Fahrer zieht dem Hund das Geschirr im Transporter mit geschlossenen Transportertüren an.
Für diese Form der Sicherung wird ein Panikgeschirr, ein Halsband und zwei Leinen benötigt.
Dies sollte auf jeden Fall zur Abholung des neuen Schützlings mitgebracht werden, da man nicht davon ausgehen kann, dass alle Organisationen diese Hilfsmittel bereitstellen, oder sie in der nötigen Größe verfügbar sind.
Lieber hat man ein Halsband und eine Leine zu viel als zu wenig dabei.
Der Fokus der Sicherung liegt auf dem Sicherheitsgeschirr, das so geschnitten ist, dass es einmal vor und zweimal hinter den Vorderpfoten am Körper entlangführt, also insgesamt drei Stege hat (normale Brustgeschirre haben maximal zwei).
Das Sicherheitsgeschirr ist in der Größe leicht verstellbar und sollte direkt nach Ankunft des Hundes angelegt und passend eingestellt werden. Natürlich wollen wir nicht, dass das Geschirr irgendwo drückt und einschneidet, dennoch ist es logisch, dass es nicht zu locker sitzen darf, da es sonst den Zweck verfehlt.
Zur doppelten Sicherung wird ein Halsband angelegt und die beiden Leinen jeweils am Geschirr und am Halsband eingehakt.
Dauer der doppelten Sicherung
Wir empfehlen die doppelte Sicherung solange beizubehalten bis man den neuen Hund einschätzen kann. Erschrickt sich der Hund bei Verkehrslärm oder dem Anblick von Menschen oder anderen Hunden?
Dann sollte die doppelte Sicherung auf jeden Fall mindestens einige Wochen beibehalten werden. Außerdem kann die doppelte Sicherung auch noch später genutzt werden, zum Beispiel wenn man merkt, dass der Hund eine schreckhafte Phase durchlebt, Volksfeste oder Silvester vor der Tür stehen oder allgemein neue Situationen erlebt werden.
Ist eine doppelte Sicherung nicht mehr nötig, dann kann man auf das Halsband und die zweite Leine verzichten und den Hund weitere Wochen am Panikgeschirr führen. Am Panikgeschirr kann dann auch gerne eine Schleppleine befestigt werden, die es erlaubt dem Hund mehr Freilauf zu ermöglichen und einen Rückruf aufzubauen.
Sicherung im Haus und Garten
Ein Gartenzaun stellt keine ausreichende Sicherung für einen Hund dar. Panische Hunde springen oder klettern über meterhohe Zäune oder finden das kleinste Schlupfloch. Daher dürfen Besitzer eines Tierschutzhundes die Gefahr im eigenen Zuhause nicht unterschätzen.
Im Garten ist es deshalb auch zwingend erforderlich den Hund in den ersten Wochen mit einer Schleppleine am Geschirr zu sichern. Das gilt übrigens auch für Welpen und Hunde ohne Ängste. Die Sicherung im Garten ist auch dafür dienlich an den Hund heranzukommen, wenn dieser sich gerade nicht anfassen lassen möchte oder nicht mehr freiwillig in das Haus zurückgeht.
Es ist an dieser Stelle noch einmal zu betonen, dass man anfangs einfach nicht zuverlässig einschätzen kann wie der Hund reagieren wird, daher muss eine Form der Sicherung existieren zum Schutz des Hundes.
Flexileine als "No Go" im Tierschutz
Bei einem Hund aus dem Tierschutz ist sie in den ersten Wochen bis Monaten allerdings absolut nicht angebracht. Abgesehen davon, dass sie keine ausreichende Form der Sicherung darstellt und sowohl für das Leinentraining als auch Hundebegegnungen ungeeignet ist.
Es entsteht ein lautes Geräusch, wenn dem Besitzer das Handstück aus der Hand fällt. Der Hund erschreckt und rennt daraufhin weg oder springt aus Schreck zur Seite, dann klappert das Handstück hinter dem Hund her, was noch mehr Panik verursacht.
Bei schreckhaften Hunden ist es so, dass sie vor einem Geräusch flüchten möchten, sie aber durchgehend von diesem verfolgt werden, sie werden die Leine und das klappernde Handstück ja nicht los auf ihrer Flucht. Nicht selten rennen Hunde in solchen Momenten vollkommen panisch und kopflos in Richtung Straße oder Gleise und bekommen um sich herum gar nichts mehr mit.
Die Gefahr, die in solchen Momenten von einer herunterfallenden Flexileine ausgeht ist keinesfalls aufgebauscht, sondern absolut ernst zu nehmen.
Flexileinen gehören nicht an einen Tierschutzhund.